Clickertraining: Auch Katzen können lernen

„Sitz!“, „Platz!“, „Gib Pfötchen!“ – solche Befehle lernen doch nur Hunde, oder? Katzen zu erziehen, halten viele Menschen für unmöglich. Tatsächlich haben die Samtpfoten ihren eigenen Kopf. Beim Clickertraining lernen sie jedoch, dass es Vorteile hat, gewünschte Aktionen auszuführen. Der Schlüssel liegt in der positiven Verstärkung.

Clickertraining

Was ist Clickertraining?

Clickertraining basiert auf der klassischen Konditionierung. Das Prinzip: Auf einen neutralen Reiz, etwa ein akustisches Signal, folgt ein positives Erlebnis – zum Beispiel leckeres Futter. Nach einigen Wiederholungen stellt das Gehirn die Verbindung zwischen dem Signal und dem positiven Erlebnis her. Der zuvor neutrale Reiz wird nun positiv belegt und mit dem schönen Erlebnis gleichgesetzt.

Katzenhalter können oft im Alltag beobachten, wie Konditionierung funktioniert. Wenn sie in die Küche gehen und eine Dose öffnen, stehen bereits die Katzen um sie herum. Die Miezen haben gelernt, das Geräusch der sich öffnenden Dose mit Futter zu verbinden. Das Geräusch bezeichnet man dabei als Sekundärverstärker, weil es die Erwartung eines freudigen Ereignisses verstärkt oder anders gesagt ankündigt. Beim Clickertraining kündigt das Geräusch des Clickers ein Leckerchen an.

Warum sollte man der Katze überhaupt Kunststücke beibringen?

Warum sollten Katzen eigentlich Kunststückchen lernen? Läuft das dem natürlichen Verhalten von Katzen nicht total zuwider? Tatsächlich gibt es viele gute Gründe für das Clickertraining mit Katzen. Ein Vorteil liegt darin, dass die Miezen auf diese Weise beschäftigt werden. Sie müssen ihr Köpfchen anstrengen und trainieren ihre grauen Zellen. Dadurch sind sie wesentlich ausgelasteter. Vor allem Wohnungskatzen, deren Umgebung naturgemäß eher reizarm ist, profitieren von dieser Art des Intelligenztrainings.

Clickertraining stärkt zudem das Selbstbewusstsein der Katze. Sie erhält auf eine Handlung eine Belohnung und sammelt in einer relativ kurzen Trainingseinheit viele Erfolgserlebnisse. Darüber hinaus stärkt das Clickern die Bindung zwischen Katze und Mensch. Fortgeschrittene können mittels Clickertraining unerwünschte Verhaltensweisen löschen, also abtrainieren.

Sinnvoll ist das Clickern zudem für das sogenannte Medical Training. Die Katze lernt, sich ins Maul und in die Ohren schauen und die Augen untersuchen zu lassen. Beim Clickertraining kann man der Katze außerdem beibringen, in die Transportbox zu gehen. Der nächste Tierarztbesuch wird dadurch wesentlich stressfreier. Widerspenstige Katzen können mittels positiver Verstärkung auch an die Bürste gewöhnt werden.

Was braucht man fürs Clickertraining mit den Samtpfoten?

Die Grundausrüstung für das Clickertraining:

Der Clicker. Dabei handelt es sich um einen kleinen Knackfrosch, der ein immer gleichbleibendes akustisches Signal erzeugt. Manchen unsicheren Katzen ist das Geräusch eines gewöhnlichen Clickers zu laut. Als Alternative eignet sich zum Beispiel ein Kugelschreiber als Katzenzubehör für das Clickertraining.
– Leckerlis. Beim Clickern dienen sie als Belohnung, als sogenannter Primärverstärker. Die Menge der Leckerchen sollte man von der täglichen Futtermenge abziehen, sonst wird die geclickerte Katze immer runder.
Der Targetstick. Dieser Stab dient dazu, die Katze zu bestimmten Verhaltensweisen anzuhalten, zum Beispiel, den Targetstick mit der Nase zu berühren. Zu Beginn des Clickertrainings braucht man ihn nicht unbedingt. Sollen komplexere Handlungsabfolgen trainiert werden, ist er aber sinnvoll. Im Zoofachhandel gibt es auch Targetsticks mit integriertem Clicker.

Grundsätzlich eignet sich jede Katze fürs Clickertraining und die meisten entdecken schnell ihren Spaß daran. Nur ganz selten lässt sich eine Katze auch nach mehrmaligen Versuchen nicht überreden.

Die erste Trainingseinheit

Zunächst muss die Katze auf den Clicker konditioniert werden. Dafür setzt man sich entspannt vor der Katze auf den Boden. Den Clicker hält man in einer Hand, die Belohnung in der anderen, so, dass die Katze sie nicht sehen kann. Jetzt klickt man einmal und bietet der Katze unmittelbar darauf ein Leckerli an. Das wiederholt man etwa fünf bis zehn Mal. Pro Tag führt man etwa zwei bis drei Trainingseinheiten durch.

Beim Clickertraining kommt alles auf das richtige Timing an: Während des Klicks darf die Katze das Leckerli nicht sehen. Nach dem Klick sollte es ihr aber so schnell wie möglich angeboten werden, am besten innerhalb von einer Sekunde. Nach einigen Trainingseinheiten haben die Katzen das klickende Geräusch mit der Belohnung verknüpft. Sehr schlaue Köpfchen lernen das vielleicht schon in einem Tag.

Gewünschtes Verhalten trainieren

Im zweiten Schritt geht es darum, spontanes Verhalten zu bestätigen. Ist die gewünschte Handlung zum Beispiel „Sitz“, wartet man ab, bis die Katze dieses Verhalten von sich aus anbietet. Dafür kann man beispielsweise die Fütterungszeit nutzen. Man bereitet das Fressen vor, stellt es der Katze aber noch nicht hin. Die Katze wird gespannt abwarten, vielleicht auch betteln. Sobald sie sich hinsetzt, erfolgt ein Klick und direkt darauf folgt ein Futterhappen zur Belohnung. Nun macht man ein paar Schritte zur Seite. Die Katze wird oft folgen. Setzt sie sich wieder, folgt wieder ein Klick und direkt darauf die Belohnung. Nach etwa fünf Wiederholungen bekommt die Katze den „Jackpot“, nämlich den gefüllten Futternapf.

Bald führt die Katze die Handlung zielgerichtet aus, um an die Belohnung zu kommen. Jetzt kann man die Handlung benennen und einen Befehl mit einbinden. Sobald die Katze Anstalten macht, sich hinzusetzen, folgt der Befehl „Sitz“. Setzt sich die Katze, kommt wieder ein Klick und eine Belohnung. Führt die Katze diese Übung routiniert durch, gibt man den Befehl, bevor sie sich setzt. Jetzt wird nur noch dann geklickt, wenn die Katze auf Befehl hin „Sitz“ macht, nicht mehr bei spontanen Handlungen. Auf diese Weise funktioniert die Konditionierung jeden gewünschten Verhaltens.

Wichtige Voraussetzungen für das Clickertraining

Damit das Clickertraining funktioniert, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Während der Trainingseinheiten sollte möglichst wenig Ablenkung vorhanden sein. Am besten clickert man jede Katze einzeln. Ist die Katze gerade zu unkonzentriert und mit etwas anderem beschäftigt, verschiebt man die Trainingseinheit auf später.

Zu Beginn muss auf jeden Click auch wirklich ein Leckerchen folgen. Das Leckerchen gibt immer der Mensch, die Katze darf sich nicht selbst bedienen.

Die Trainingseinheiten sollten nicht zu lang sein. Fünf bis fünfzehn Wiederholungen reichen. Dafür wiederholt man das Training mehrmals am Tag. Wichtig ist zudem, dass jede Trainingseinheit mit einem positiven Erlebnis endet. Gibt die Katze zu erkennen, dass sie keine Lust mehr hat, lässt man sie noch einmal die Handlung ausführen und gibt ihr dann den „Jackpot“, also gleich mehrere Leckerlis. Auf diese Weise wird das Clickertraining zum Spaß für Mensch und Mieze.

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