Im alten Siam als Tempelkatze verehrt, hat die Siamkatze heute auf der ganzen Welt viele Fans gefunden. Die typischen Points, die tiefblauen Augen und der schlanke Körperbau verleihen ihr ein überaus elegantes Erscheinungsbild. Die intelligenten und gesprächigen Tiere fordern viel Aufmerksamkeit, für die sie ihren Menschen mit ausgiebigen Kuschelstunden belohnen.
Die Geschichte der Siamkatze
Die Siamkatze stammt aus Thailand, dem ehemaligen Siam. Erste schriftliche Erwähnungen der Tempelkatzen finden sich in den 150 bis 200 Jahre alten Tamra Maew, mit Katzenmalereien verzierten Gedichten. Ende des 19. Jahrhunderts macht der König von Siam dem scheidenden englischen Generalkonsul Owen Fould ein Siamkatzen-Pärchen zum Geschenk. Nur ein Jahr später sorgen auf einer Katzenausstellung im Londoner Crystal Palace die ersten reinrassigen Siamesen Großbritanniens für Aufsehen.
Bereits 1892 tritt der erste Rassestandard für die damals noch als Royal Cat of Siam bezeichneten Katzen in Kraft. Der erste Siamkatzenclub gründet sich 1901 in England. Auch Züchter in Frankreich und den USA begeistern sich für die Katzen mit dem auffällig gefärbten Fell. In Deutschland beginnt die planmäßige Zucht der Siamesen im Jahr 1927. Mittlerweile erfreuen sich die eleganten, lebhaften Katzen weltweit großer Beliebtheit.
Das Erscheinungsbild der Siamkatze
Das hervorstechendste Merkmal der Siamkatze ist ihre charakteristische Maske. Die Colorpoint genannte Fellfärbung geht auf einen Teilalbinismus zurück. Der Körper weist dadurch helles Fell auf, während Gesicht, Ohren, Pfoten und Schwanz, die sogenannten Points, die eigentliche Fellfarbe verraten. Der Teilalbinismus ist auch für die strahlend blauen Augen der Siamkatze verantwortlich. Siamkatzen besitzen ein sehr feines, glatt anliegendes Fell fast ohne Unterwolle, das sich sehr weich anfühlt.
Das Erscheinungsbild moderner Siamesen unterscheidet sich dabei deutlich vom ursprünglichen Typ der Siamkatze. Der moderne Rassestandard beschreibt den Körperbau als schlank, mittelgroß und geschmeidig. Siamesen sind muskulös und hochbeinig, die Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine. Die Pfoten sind klein und oval, der Schwanz lang und vom Ansatz bis in die Spitze dünn. Der Kopf ist keilförmig, die großen, gerade aufgerichteten Ohren bilden mit dem Kinn ein gleichschenkliges Dreieck. Die Augen sind mandelförmig, die Nase verläuft gerade und ohne Stopp. Weibliche Katzen wiegen 3 bis 4 kg, Kater bis zu 5 kg.
Der alte Typ der Siamkatze wirkt im Vergleich wesentlich stämmiger, der Kopf ist rundlich. Seit den 1990er Jahren unterscheiden die Zuchtverbände zwischen dem modernen und dem traditionellen Typ. Letzterer ist heute unter dem Namen „Thaikatze“ oder „traditionelle Siam“ als eigener Rassestandard anerkannt.
Gemeinsam ist den beiden Typen die Colorpoint-Farbgebung. Zu den klassischen Farben gehören Seal-Point, ein warmes Schwarzbraun; Chocolat-Point, ein Schokoladenbraun; Blue-Point, also Blaugrau; und Lilac-Point, ein helles Grau mit rosa Schimmer. Je nach Zuchtverband sind auch Red-Point, Bicolor- und Tabby-Varianten anerkannt. Siamesen ohne Points werden seit den 1940er Jahren als Orientalisch Kurzhaar gezüchtet. Siamkatzen mit halblangem Fell werden als Balinesen bezeichnet.
Das Wesen der Siamkatze
Wer sich für eine Siamkatze entscheidet, darf sich auf einen lebhaften und äußerst gesprächigen Mitbewohner freuen. Siamesen sind sehr mitteilungsbedürftig und kommentieren gern alles, was um sie herum geschieht. Stimmgewaltig fordern sie auch Streicheleinheiten und Spielstunden ein.
Ausreichend Zeit für gemeinsames Schmusen sollte vorhanden sein. Die Siamkatze ist nämlich überdurchschnittlich anhänglich und baut eine sehr enge Beziehung zu ihrem Menschen auf. Bekommt sie nicht genug Aufmerksamkeit und fühlt sich vernachlässigt, kann sie schon einmal eifersüchtig reagieren. Siamesen sind zudem oft rechte Sensibelchen, die etwas Zeit brauchen, um sich an größere Veränderungen wie einen Umzug zu gewöhnen.
Mit im Durchschnitt vier bis sechs Kitten fallen die Würfe von Siamkatzen recht groß aus. Schon von klein auf sind Siamesen daher ans Leben mit vielen Artgenossen gewöhnt und brauchen auch im Erwachsenenalter die Gesellschaft anderer Katzen. Viele andere Katzenrassen können sich von der typischen Distanzlosigkeit der Siamesen allerdings überfordert fühlen. Daher entscheidet man sich am besten für ein wesensgleiches Tier oder gleich für zwei Siamkatzen.
Die hochintelligenten Katzen bleiben bis ins Seniorenalter agil und verspielt. Ausgesprochen neugierig erkunden sie ihre Umgebung, jagen und toben gerne. Das macht sie zum wunderbaren Spielgefährten für Kinder. Siamesen wollen aber nicht nur körperlich, sondern auch geistig gefordert werden. Intelligenzspielzeug ist ein idealer Zeitvertreib. Auch am Clickertraining haben die klugen Samtpfoten viel Spaß.
Bekannte Krankheitsanfälligkeiten der Siamkatze
Der Teilalbinismus der Siamkatze kann zu Schielen (Strabismus) und Augenzittern (Nystagmus) führen. Da diese Sehfehler keine eigenständige Erbkrankheit darstellen, lassen sie sich auch durch gezielte Zucht nicht ganz ausschließen. Siamkatzen zeigen zudem eine gewisse Neigung zum sogenannten Pica-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Verhaltensstörung, bei der Katzen unverdauliche Stoffe wie Wolle und Fasern fressen. Zu den bekannten Erbkrankheiten zählen Netzhautschwund, die Herzkrankheit HCM (hypertrophe Kardiomyopathie) und die lysosomale Speicherkrankheit GM1 ( Gangliosidosis GM1). Die Krankheiten lassen sich durch verantwortungsvolle Zucht vermeiden. Gleiches gilt für den Knickschwanz, der früher zu den erwünschten Merkmalen der Siamkatzen gehörte. Durch gezielte Zuchtbemühungen tritt der Knickschwanz heute weit seltener auf.
Haltung und Pflege der Siamkatze
Die intelligente, gesprächige und sensible Siamkatze ist ein eher anspruchsvoller Hausgenosse. Wer sich für eine Katze dieser Rasse entscheidet, muss in jedem Fall bereit sein, viel Zeit mit seinem Tier zu verbringen. Nachbarn sollten sich durch die gesprächigen Tiere zudem nicht gestört fühlen. In Einzelhaltung langweilen Siamesen sich schnell und vereinsamen. Daher sollten sie mit mindestens einer weiteren Katze zusammenleben dürfen.
Die abenteuerlustigen Katzen wissen einen Balkon oder einen Garten sehr zu schätzen. Auf ihren Entdeckungstouren erweisen sie sich als sehr gute und geschickte Jäger. Ebenso geschickt erklimmen sie große Höhe, weswegen ihnen auch in der Wohnung mehrere Kratzbäume zur Verfügung stehen sollten. Gut geeignet sind deckenhohe Modelle, die Siamkatzen oft in hohem Tempo erobern.
Bei der Ernährung stellen Siamkatzen keine anderen Ansprüche als andere Katzen auch. Manchmal erweisen sie sich allerdings als echte Feinschmecker, die auch in Sachen Futter ihren Kopf durchsetzen. Das feine, seidige Fell der Siamesen ist sehr pflegeleicht. Gelegentliches Bürsten reicht aus, was sich die meisten Siamkatzen auch sehr gern gefallen lassen. Da die Rasse kaum Unterwolle aufweist, sollte den Katzen bei kalter Witterung ein warmes Plätzchen zur Verfügung stehen. Das sucht sich die Siamkatze an kühlen Tagen aber meist schon selbst – gern liegt sie etwa zusammen mit ihrem Menschen unter der Decke.
Hi Stefan,
vielen Dank für den Bericht über Siamkatzen, der ist sehr gut. Zum Thema Krankheitsanfälligkeit, dort speziell zur Kardiomyopathie kann ich zummindest von Glück reden, dass unsere Siamkatze ein kardiologisches Wunder zu sein scheint. Während unsere anderen Katzen nach ausgiebigem gemeinsamen spielen schon platt in der Ecke liegen, zeigt unsere Siam keine Ermüdung- im Gegenteil, sie scheint nach dem nächsten Marathon zu fragen.