Rezension: Dr. David Brunner, Sam Stall: Katze Betriebsanleitung – Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung

Katzenratgeber sind etwas trocken und doch eigentlich alle gleich? Dr. David Brunner und Sam Stall legen mit „Katze Betriebsanleitung – Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung“ das etwas andere Katzenhandbuch vor. Beim Kennenlernen des neu erworbenen „Systems Katze“ helfen zahlreiche Illustrationen von Paul Kepple und Jude Buffum. Leider zündet der Witz hinter der charmanten Idee nicht immer.

Rezension - Katze Betriebsanleitung

An wen wendet sich „Katze Betriebsanleitung“?

Die Bedienungsanleitung für Miezen wendet sich an alle Katzenfans und Katzenhalter, die mal einen etwas humorvoller aufgemachten Ratgeber lesen möchten. Vor allem frisch gebackene Katzenhalter können in diesem Buch noch etwas Neues lernen.

Über die Autoren

Dr. David Brunner ist Tierarzt und betreibt seit mehr als 22 Jahren eine eigene Tierklinik in Indianapolis, USA. Er hat sich auf die Behandlung von Katzen und Hunden spezialisiert. Zusammen mit Sam Stall, selbst Halter von Katzen und Terriern, legte er schon das Buch „Hund Betriebsanleitung“ vor. Die Illustrationen stammen von Paul Kepple und Jude Buffum vom Studio Headcase Design.

Über das Buch „Katze Betriebsanleitung“

Eine Betriebsanleitung für Katzen – welcher Katzenhalter hätte die nicht manchmal gerne? Mit ihrem Buch folgen die Autoren der Idee, einen Katzenratgeber wie ein Computerhandbuch oder die Bedienungsanleitung eines Elektrogeräts aufzubauen. Zum besseren Verständnis der „Funktionsweise“ ergänzen farbige, piktogrammartige Illustrationen den Text.

Die Betriebsanleitung für Katzen gliedert sich in neun Kapitel plus Appendix mit „Funktionsstörungen“ und Lösungen, Glossar und Index. Zum Schluss gibt es noch ein Besitzerzertifikat, dass jeder Leser nach der Lektüre ausfüllen kann. Eine Einleitung gibt einen Überblick über den „Aufbau“ des komplexen Systems Katze. Die Kapitel beschäftigen sich mit den unterschiedlichen „Marken und Modellen“, dem Alltag mit Katzen sowie Pflege und Gesundheitsvorsorge. Die Abschnitte sind sehr kurz und prägnant gehalten. Viele Aufzählungen erleichtern das Textverständnis. Wichtige Warnhinweise sind mit „Achtung“ gekennzeichnet, zusätzlich gibt es Expertentipps.

„Katze Betriebsanleitung“ erschien zunächst unter dem Originaltitel „A Cat Owner’s Manual“ in den USA. Die deutsche Ausgabe wurde nicht nur übersetzt, sondern auch an die rechtliche Situation in Deutschland und der EU angepasst. Im Anhang finden sich zudem weiterführende Internetadressen deutscher Katzenportale und Organisationen.

Was gelingt dem Buch gut?

Die Idee, eine Bedienungsanleitung für die durchaus kapriziöse Katze zu schreiben, ist ausgesprochen charmant. Die vielen Illustrationen sind sehr gut gelungen, extrem niedlich und oft auch witzig. Jetzt könnte man vielleicht glauben, dass bei all dem Humor der Informationsgehalt auf der Strecke bleibt. Aber weit gefehlt: „Katze Bedienungsanleitung“ ist mit knapp über 200 Seiten zwar ein recht kurzes und kompaktes Buch, die Informationsfülle ist dennoch bemerkenswert.

Aufgrund der Kürze reißen die Autoren viele Themen nur an und gehen nicht sehr in die Tiefe. Für einen ersten Überblick über Katzen und das Leben mit ihnen eignet sich das Buch jedoch gut. Da es sich um eine „Betriebsanleitung“ handelt, ist der Praxisbezug hoch. Dr. David Brunner und Sam Stall geben viele Tipps, die für Katzenhalter im Alltag hilfreich sind. Dazu gehören zum Beispiel Beschreibungen, wie man eine Katze richtig auf dem Arm hält oder wie man lästige Katzenhaare von Möbeln und aus der Kleidung entfernt (Tipp: Trocknertücher mit in die Waschmaschine geben). Außerdem findet der Leser Ratschläge für das erste Zusammentreffen von Kind und Katze, lernt das Alter seiner Katze in Menschenjahren zu berechnen und die Etiketten auf Katzenfutterverpackungen zu deuten.

Der Aufbau in Form eines Handbuchs macht diesen Ratgeber tatsächlich sehr benutzerfreundlich. Die Piktogramme, Warnhinweise, Expertentipps und Aufzählungen brechen die Informationsfülle in leicht verdauliche Häppchen herunter. Checklisten informieren die Leser, worauf sie bei der Auswahl von Jungkatzen und erwachsenen Katzen achten sollten. Daran muss sich niemand sklavisch halten, als Richtlinie sind sie jedoch sinnvoll.

Sehr positiv fällt auf, wie viel Gewicht Dr. David Brunner auf die Kastration von Katzen legt. Er beschreibt die gesundheitlichen Vorteile für die Katze und geht auch auf die Überpopulation wildlebender Katzen ein. Weiterhin erwähnt er, dass Katzen bereits mit 16 Wochen problemlos kastriert werden können – eine Tatsache, die selbst bei einigen deutschen Tierärzten noch nicht angekommen ist. Er rät Lesern sogar dazu, die Kastration beim Kauf von Kätzchen aus Privathaushalten anzusprechen. Ob das was nützt, sei mal dahingestellt; auf das Thema Privatvermehrer einzugehen, ist in jedem Fall wichtig.

Was gelingt dem Buch weniger gut?

„Katze Bedienungsanleitung“ ist humorvoll gemeint und die Idee ist auch lustig. Allerdings will der Witz oft nicht zünden. Das mag an der Übersetzung liegen, aber bei allem Bemühen um Humor wirken die Texte etwas trocken. Der Witz beschränkt sich meist darauf, Tierärzte als „Service-Provider“ zu bezeichnen, den After als „Output-Port“ oder die Zusammenführung als „Anpassen an andere Tiere“. Das nutzt sich nach einigen Seiten ab.

Das Buch bleibt wie beschrieben etwas oberflächlich, was aber bei Ratgebern dieser Art nicht weiter verwunderlich ist. Störender fällt auf, dass einige Ratschläge schlicht nicht mit aktueller Verhaltensforschung übereinstimmen oder sogar gefährlich werden können. Die Autoren raten beispielsweise dazu, Kitten 8 bis 10 Wochen bei der Mutter zu lassen. Tatsächlich sollten Kitten 12, besser 16 Wochen bei der Mutter leben. Den Autoren zufolge sollte zudem jede Katze ein Halsband tragen. Ungeeignete Halsbänder können allerdings lebensgefährlich sein. Zur Identifikation gechipter Katzen sind sie ohnehin unnötig. Medizinisch fragwürdig ist der Tipp, Katzen bei Vergiftung mit Wasserstoffperoxid zum Erbrechen zu bringen. In der Humanmedizin rät man vom Erbrechen bei Vergiftung schon lange ab. Besser geht es in diesem Fall direkt zum Tierarzt oder man verständigt die Tierrettung.

Beim Vergleich mit dem Original fallen zudem Fehlübersetzungen auf. Brunner und Stall bezeichnen die Katze ganz richtig als „solitary hunter“, als Einzeljäger. In der deutschen Übersetzung wird daraus „Einzelgänger“.

Fazit: (Nicht nur) für die Elektronik-Liebhaber unter den Katzenfans

Bei aller Kritik: „Katze Betriebsanleitung“ ist ein gut aufgemachter Ratgeber mit wirklich niedlichen Illustrationen. Nicht nur Elektronikfans dürften an den einfach verständlichen Ratschlägen und den vielen Grafiken ihre Freude haben. Empfehlenswert ist das Buch jedoch eher als Ergänzung zu anderen Katzenratgebern. Wer mehr über die Psyche der Katzen und ihr Verhalten erfahren möchte, findet bessere Bücher. Auch zum Thema Katzenfutter gibt es bessere Informationen, unter anderem online. Als lockere Lektüre für zwischendurch oder als Geschenk für Katzenfans ist „Katze Betriebsanleitung“ dennoch eine nette Idee mit einigen durchaus nützlichen Tipps.

Eingestellt von
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