Die Bengalkatze: Leoparden für das Wohnzimmer

Wilde Optik, energiegeladenes Wesen: Die Bengalkatze ist aus der Kreuzung zwischen Hauskatzen und der asiatischen Leopardkatze hervorgegangen. Diesen Ursprung sieht man dem Stubentiger noch an: Sein Fell zeigt deutlich ausgeprägte Spots oder Marmorierungen und schimmert im Sonnenlicht golden. Die temperamentvollen Katzen können ihre Menschen ganz schön auf Trab halten und gehören daher eher in katzenerfahrene Hände.

Bengalkatze

Die Geschichte der Bengalkatze

Die Bengalkatze ist eine relativ junge Katzenrasse. Als sogenannte Hybriden sind Bengalen aus der Kreuzung zwischen Hauskatzen und der asiatischen Leopardenkatze (englisch: Asian Leopard Cat) hervorgegangen. Aufgrund ihrer Herkunft und der an einen Leoparden erinnernden Flecken ist die Rasse in Deutschland früher auch als Leopardette bezeichnet worden.
Die US-Genetikerin Jean Sugden – heute Jean Mill – kreuzt 1963 eine asiatische Leopardkatze mit einem schwarzen Hauskater. Das Ziel sind Nachkommen mit der typisch getupften Fellzeichnung der Leopardkatze mit dem freundlichen Wesen der Hauskatze. Um dies zu erreichen, verpaart Mill eines der Weibchen aus der ersten Nachkommengeneration (F2) mit dem Vatertier (F1-Generation). Tiere der F2- und F3-Generation sind häufig unfruchtbar, was die Zuchtbemühungen erschwert. Nach dem Tod ihres Ehemannes gibt Mill die Zucht zunächst auf.

Erst 1972 kommt es zu erneuten Zuchtversuchen. Dr. Willard Centerwall erforscht die Krankheit Feline Leukose (FeLV) und paart dafür domestizierte Hauskatzen mit der asiatischen Leopardkatze, bei der FeLV unbekannt ist. Für die Mischlinge sucht er anschließend ein Zuhause. Jean Mill nimmt die Katzen auf und setzt ihre Bemühungen, wild aussehende Hybriden zu züchten, fort. Sie kreuzt die Mischlinge mit nicht reinrassigen, kurzhaarigen Hauskatzen, Abessiniern und Orientalen. Einige der Nachkommen sind schließlich fruchtbar und eignen sich zur Weiterzucht. Im Jahr 1983 stellt Mill ihre Katzen das erste Mal aus. Der Zuchtdachverband FIFe erkennt die Rasse 1999 schließlich unter dem Namen Bengalkatze an.

Heute darf die Bengalkatze ausschließlich reinerbig gezüchtet werden. Die Einkreuzung anderer Rassen sowie der wilden asiatischen Leopardkatze ist nicht mehr gestattet.

Das Erscheinungsbild der Bengalkatze

Die Bengalkatze ist relativ groß. Ausgewachsene Kater können ein Gewicht von 5 bis 6 kg erreichen, weibliche Katzen wiegen meist zwischen 3,5 und 4,5 kg. Der Körperbau ist muskulös, relativ schlank und langbeinig, wenn auch nicht so grazil wie bei den orientalischen Rassen. Die Schulterhöhe beträgt im Durchschnitt 40 cm, die Länge etwa 110 cm. Die Beine enden in großen, runden Pfoten. Der Kopf ist vergleichsweise massiv, die im Verhältnis dazu kleinen Ohren sind nach vorn geneigt. Die großen, ovalen Augen sitzen weit auseinander. Zur Zucht zugelassen sind alle Augenfarben außer Blau und Aquamarin.

Das auffälligste Merkmal der Bengalkatze ist aber ihr Fell. Es ist sehr dicht und kurz und weist eine Zeichnung auf, die deutlich an die wilden Vorfahren der Rasse erinnert. Der Rassestandard erlaubt verschiedene Farbschläge: Beim klassischen Black Tabby ist die Basis gold-orangefarben und zeigt den typischen Schimmer. Erlaubt sind marbled und spotted-Zeichnungen, also marmoriert und getupft. Die Zeichnung muss sich klar von der Basis abheben und sollte so wenig wie möglich an eine getigerte Hauskatze erinnern. Weiterhin zugelassen sind Begalkatzen in Seal Point mit den Varianten Snow, Sepia und Mink sowie Silber und Blau. Als Melanistic wird eine schwarze Bengalkatze bezeichnet, deren Zeichnung nur im Sonnenlicht durchschimmert. Eine schwarze Zeichnung auf grauschwarzem Grund trägt den Namen Charcoal.

Unter den Züchtern gibt es Bestrebungen, auch eine Langhaarvariante der Bengalkatze anerkennen zu lassen. Bei einigen unabhängigen Vereinen ist dies bereits geschehen.

Das Wesen der Bengalkatze

Die F2- bis F4-Generationen der Bengalkatze ähneln im Charakter meist stark ihren wilden Vorfahren. Mit Eintritt der Geschlechtsreife sind sie kaum noch als Haustier zu halten und weisen einen großen Freiheitsdrang auf. Bei den Bengalen, die Liebhaber heute bei verantwortungsvollen Züchtern finden, handelt es sich allerdings um durchgezüchtete Linien. Die Katzen stammen aus wesentlich späteren Generationen und ausschließlich aus der Verpaarung zwischen Bengal mit Bengal.

Wer sich für diese Rasse entscheidet, sollte sich dennoch darüber im Klaren sein, dass die Bengalkatze viel Beschäftigung und ausreichend Platz benötigt. Bengalen bleiben bis ins hohe Alter aktiv und extrem verspielt. Sie sind sehr neugierig und erkunden ihre Umgebung ganz genau. Die intelligenten Tiere lernen schnell kleine Tricks, viele Bengalkatzen apportieren auch gerne. Bengalen spielen häufig sehr wild, daher eignen sie sich nicht unbedingt für einen Haushalt mit kleinen Kindern.

Zwar steckt in der Bengalkatze ein kleiner Wildfang, gut sozialisierte Tiere wissen aber auch Schmusestunden mit ihrem Menschen zu schätzen. Ihre Kuscheleinheiten fordert sie regelrecht ein. Gern unterhält sich eine Bengal mit ihrem Menschen und lässt dabei eine ganze Bandbreite an Lauten hören, vom sanften Gurren bis zum lauten Miauen.

Von ihren wilden Vorfahren hat die Bengalkatze eine Vorliebe für Wasser geerbt. Die energiegeladenen Stubentiger sind zudem sehr kontaktfreudig und sollten unbedingt mit einer weiteren Katze zusammenleben dürfen. Der Spielgefährte sollte mit dem wilden Temperament der Bengal mithalten können, daher empfiehlt es sich in der Regel, gleich zwei Bengalen zu nehmen. Die furchtlosen Katzen freunden sich meist auch mit Hunden schnell an.

Bekannte Krankheitsanfälligkeiten der Bengalkatze

Die Zucht der Bengalkatze basiert auf häufigen Rückkreuzungen mit der Elternlinie. Die Inzucht und die starke Orientierung der Zuchtbemühung auf Fellfarbe und Musterung führt zu einem vergleichsweise häufigen Auftreten von Immunschwäche. Zudem besteht ein recht hohes Risiko für Erbkrankheiten. Wer sich für Bengalkatzen interessiert, sollte nach seriösen Züchtern Ausschau halten, die ihre Tiere auf bekannte Erbkrankheiten hin testen lassen.

Haltung und Pflege der Bengalkatze

Das seidige Fell der Bengalkatze ist sehr pflegeleicht. Es reicht, es einmal in der Woche zu bürsten, was für die Katze eine willkommene zusätzliche Streicheleinheit ist.

Die temperamentvolle Bengalkatze braucht ausreichend Platz, um sich austoben zu können. Mit reiner Wohnungshaltung ist sie selten zufrieden, ein Freigehege oder ein gesicherter Garten machen ihr dagegen viel Freude. In der Wohnung sollten die Katzen ebenfalls viele Spielmöglichkeiten und große, robuste Kratzbäume vorfinden. An Beschäftigung mit ihrem Menschen darf es der Bengalkatze natürlich ebenfalls nicht fehlen. Halter der Wohnzimmer-Leoparden sollten dazu bereit sein, sich täglich intensiv ihren Tieren zu widmen und Spielstunden in den Alltag einzubinden. Clickertraining und Intelligenzspiele lasten die klugen Tiere auch geistig aus.

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