Rezension: Sabine Schroll „Miez, Miez – na komm!“

Katzen gehören nach draußen? Sicher ist es für die Miezen schön, als Freigänger in ihrem Revier umherstreifen zu können. Leider gibt es aber kaum noch Regionen, wo dies sicher möglich ist. Zahlreiche Katzen leben daher als Stubentiger in reiner Wohnungshaltung. In „Miez, Miez – na komm!“ erklärt Tierärztin Sabine Schroll, wie eine katzengerechte Wohnungshaltung gelingt.

Rezension - Miez Miez na komm

An wen wendet sich „Miez, Miez – na komm!“

„Miez, Miez – na komm!“ ist bereits 2001 erschienen und bis heute ein Beststeller unter den Katzenratgebern. Mit ihrem Buch möchte Sabine Schroll neue Sichtweisen auf und mehr Verständnis für das typische Verhalten von Katzen ermöglichen. „Miez, Miez – na komm!“ wendet sich unter anderem an absolute Katzenneulinge, die noch nicht mit Samtpfoten zusammengelebt haben. Aber auch erfahrene Katzenhalter sollen mehr über die Psyche ihres Lieblings erfahren.

Über die Autorin Sabine Schroll

Sabine Schroll ist Tierärztin in einer Kleintierpraxis. Neben der allgemeinmedizinischen Betreuung übernimmt sie die Therapie von Katzen und Hunden mit psychischen Störungen. Seit mehr als 20 Jahren lebt sie zudem mit mehreren eigenen Katzen zusammen. Sabine Schroll hat mittlerweile noch weitere Bücher veröffentlicht, zum Beispiel „Aller guten Katzen sind…?“ mit Tipps für den Mehrkatzenhaushalt.

Über das Buch „Miez, Miez – na komm!“

„Miez, Miez – na komm!“ trägt den Untertitel „Artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung“. Der erklärt auch schon, worum es in diesem Buch vorrangig geht. Auf 281 Seiten gibt Sabine Schroll viele praktische Tipps für eine katzengerechte Wohnungsgestaltung. Darüber hinaus möchte sie den Lesern typisches Katzenverhalten nahebringen – was ihr zum überwiegenden Teil auch sehr gut gelingt.

Das Buch ist unterteilt in sieben Kapitel plus Literaturverzeichnis und Glossar. Die Kapitel gehen aufeinander aufbauend auf das Leben mit Wohnungskatzen ein. Das startet mit der Auswahl gut sozialisierter Kätzchen, geht über die Wohnungseinrichtung und Gesundheitsvorsorge bis hin zu Erziehungstipps. Die Kapitel sind jeweils in kurze Unterkapitel gegliedert. Am Ende jedes Unterkapitels gibt es eine kurze Zusammenfassung in Stichpunkten. Einige wenige Fotos lockern den Text auf. In den neuen Auflagen des Buches sind die Abbildungen in Farbe gehalten.

Was gelingt dem Buch gut?

Mit „Miez, Miez – na komm!“ hat Sabine Schroll einen Katzenratgeber geschrieben, der insbesondere Katzenneulinge auf Augenhöhe anspricht. Die Autorin lässt immer wieder ihre Erfahrung aus der Tierarztpraxis sowie aus ihrem eigenen Zusammenleben mit Katzen einfließen. Dennoch sind die Texte leicht verständlich und oft mit humorvollem Augenzwinkern geschrieben. Dadurch wirkt der Ratgeber nicht belehrend, sondern wirklich aufklärend. Leser erfahren beispielsweise, warum Katzen mit Harn markieren. Oder dass Mieze durch Köpfchenreiben ihre Pheromone verteilt, wodurch sie sich im Haus wohlfühlt. Daher sollte der Mensch die durchs Köpfchenreiben entstandenen schwarzen Ränder an Türrahmen auch nicht sofort wegwischen.

Der Schwerpunkt liegt auf der katzengerechten Gestaltung der Wohnung. Wie sieht ein Haushalt aus, in dem sich die Mieze wohlfühlt und Spaß hat? Wenige Designermöbel, kahle Wände, keine oder schmale Fensterbänke – in so einem Zuhause langweilt sich die Katze schnell. Da ist die unaufgeräumte Junggesellenbude doch viel spannender. Sabine Schroll zeigt, wie’s geht und erklärt, wie man in der Wohnung alle drei Dimensionen nutzt. Dafür müssen Katzenhalter nicht viel Geld im Zoofachhandel lassen. Das Buch gibt Tipps für selbst gebastelte Katzenmöbel und Aussichtsplattformen am Fenster. Eines macht Sabine Schroll klar: Wer mit Katzen zusammenlebt, muss damit rechnen, dass die Miezen alle Möbel in Beschlag nehmen.

Die Ratschläge von „Miez, Miez – na komm!“ gehen bereits auf die Zeit ein, bevor die ersten Kätzchen in den Haushalt einziehen. Laut Sabine Schroll soll sich jeder Katzenfan einige ganz grundlegende Fragen stellen, bevor er sich für das Leben mit Samtpfoten entscheidet: „Welche Motivation habe ich, um mir eine Katze ins Haus zu holen?“ „Was erwarte ich von meiner Katze?“ „Was mag ich nicht am Zusammenleben mit Katzen?“ Damit hebt sich das Buch angenehm von anderen Katzenratgebern ab, die solche wichtigen Vorüberlegungen oft auslassen. Positiv fällt zudem auf, dass Sabine Schroll mit einigen alten Vorurteilen aufräumt. Sie macht deutlich, dass Katzen eben keine Einzelgänger sind. Sie erklärt, dass zu früh von der Mutter getrennte Kitten nicht anhänglicher werden, sondern oft Verhaltensprobleme entwickeln. Außerdem zeigt sie, dass sich Katzen durchaus erziehen lassen – mit Geduld und Konsequenz.

Was gelingt weniger gut?

Einige Hinweise in „Miez, Miez – na komm!“ wirken etwas pauschal, wie zum Beispiel die Aussage, Freigänger alle drei bis neun Wochen und Wohnungskatzen einmal im Jahr entwurmen zu lassen. Die Autorin erklärt zwar, dass Kitten ausreichend lange bei der Mutter bleiben sollen – empfiehlt dann aber die Trennung mit frühestens acht oder 12 Wochen. Heute gilt: Kitten sollten mindestens 12 Wochen, besser 14 oder gar 16 Wochen bei Mutter und Geschwistern bleiben.

Einige ihrer Erziehungstipps sind zudem unter erfahrenen Katzenhaltern umstritten. Das gilt vor allem für die beschriebenen Strafmaßnahmen. Katzen mit der Blumenspritze nasszuspritzen ist eine sehr starke Korrektur, die sensible Katzen arg verstören kann. Gleiches gilt für den Tipp, aufdringlich-freche Katzen anzufauchen oder ihnen mit dem Zeigefinger auf den Kopf zu klopfen. Zwar korrigieren Katzenmütter auf ähnliche Weise ihre Kitten. Für die Katze hat es aber eine ganz andere Wirkung, ob ihr ein etwa gleichgroßes Tier die Zähne zeigt und ihr die Pfote auf den Kopf stupst, oder ob ein 1,70 oder 1,80 m großes Wesen so reagiert. Selbstbewusste Tiere können das vielleicht gut wegstecken. Sensible Katzen entwickeln daraufhin eventuell eine große Skepsis gegenüber dem „bedrohlichen“ Menschen. Allerdings beschreibt Sabine Schroll auch, wie wichtig positive Verstärkung in der Katzenerziehung ist und gibt gut verständliche Tipps fürs Clickertraining.

Wer nach Hinweisen für eine artgerechte Katzenernährung sucht, sollte sich nach der Lektüre von „Miez, Miez – na komm!“ noch anderweitig informieren. Das Buch geht auf Ernährungsfragen nur am Rande ein und legt etwas zu viel Gewicht auf Trockenfutter.

Fazit: Ein sehr guter Einstieg für Katzenneulinge

„Miez, Miez – na komm!“ ist ein guter, leicht verständlicher Ratgeber für Katzenneulinge. Wer sich fragt, ob Katzen in der Wohnung wirklich glücklich werden können, erhält hier viele hilfreiche Tipps zur katzengerechten Wohnungseinrichtung. Frischgebackene Katzenhalter erfahren, warum Katzen tun, was sie tun, und lernen, Fehlverhalten vorzubeugen. Auch erfahrene Katzenhalter können noch Neues lernen und entdecken zum Beispiel neue Spielideen. Themen wie Katzenernährung, Leben im Mehrkatzenhaushalt oder Clickertraining lassen sich im Anschluss durch weitere Lektüre vertiefen.

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